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Ophrys philippei, F Siou Blanc 18.5.04
Ophrys philippei, F Siou Blanc 18.5.04
 
Ophrys philippei, F Belgentier 10.5.02
Ophrys philippei, F Belgentier 10.5.02
 
Ophrys philippei, F Belgentier 10.5.02
Ophrys philippei, F Belgentier 10.5.02
 
Ophrys philippei

Im Jahr 1859 beschrieb der französische Botaniker Charles GRENIER aus Besancon eine relativ spät blühende, kleinblütige, scolopax-ähnliche Ragwurz als Ophrys philippi. Damit ehrte er den damaligen Direktor des Botanischen Gartens der Kaiserlichen Marine in Saint Mandrier nahe Toulon, Mathieu-Yves PHILIPPE, der GRENIER viele Pflanzen aus der Umgebung von Toulon geschickt hatte. Als Fundort gab er 'Montrieux' an, das etwa 25 km nördlich der Hafenstadt Toulon in einem ziemlich rauhen Bergland liegt.
Im Lauf der Jahrzehnte geriet in Vergessenheit, welche Ragwurz GRENIER damals beschrieben hatte. Spätestens seit E.G.Camus (Iconographie (1929): 355) nahmen Botaniker späterer Generationen an, dass es sich bei den braun verfärbten alten Herbarbelegen um eine Hybride zwischen Ophrys scolopax und einer der in der Provence vorkommenden Sippen aus der Ophrys sphegodes Artengruppe gehandelt habe.
Im Jahr 2000 versuchte Pierre DELFORGE in Natural.belges 81 (Orchid. 13): 111-144 zu beweisen, dass GRENIERs Ophrys philippi identisch wäre mit der zuerst in Westfrankreich gefundenen sehr klein-blütigen, erst im Juli blühenden Ragwurz, die von Jean-Michel MATHE und Frédéric MELKI im Jahr 1994 in L'Orchidophile 25 (112): 120-126 zuerst mit dem ungültigen Namen Ophrys aestivalis, und wenige Monate später in L'Orchidophile 25 (113): 158-159 mit dem gültigen Namen Ophrys santonica beschrieben worden war. Heute werden zu dieser Art auch in weiter östlich liegenden Teilen Südfrankreichs vorkommende Pflanzen, die früher blühen, gezählt.
Ophrys santonica, F Mansle 4.7.98
Ophrys santonica
F Mansle 4.7.98
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  Ophrys santonica, F St.Paul-en-Foret 18.5.02
Ophrys santonica
F St.Paul-en-Foret
18.5.02
 
Im Mai des Jahres 2000 entdeckte Pierre-Michel BLAIS, der engagierte Orchideen-Kartograf der Provence, bei Belgentier eine ihm bisher unbekannte kleinblütige scolopax-ähnliche Ragwurz mit auffallend aufgelöster Malzeichnung. Recherchen, die er und befreundete Orchideenkenner in den folgenden Monaten vornahmen, bewiesen, dass dies die wirkliche Ophrys philippi von GRENIER, und DELFORGEs obige Hypothese damit ein Irrtum war.
In dem nur etwa 3 x 7 km großen Gebiet, in dem Ophrys philippei bisher ausschließlich gefunden wurde, gibt BLAIS 21 Fundorte mit insgesamt 240 Pflanzen an. Es ist die Hochebene von Siou Blanc, sowie deren östliche und nördliche Flanken. An der nördlichen Flanke liegt unter anderem das Kloster 'Chartreuse de Montrieux le Jeune'. BLAIS hat in seiner umfangreichen Internet-Seite Orchideen der Provence 2001 das Dossier Ophrys philippi angelegt, in dem er unter anderem die alten Herbarbelege aus dem vorletzten Jahrhundert abbildet.
Uneinigkeit herrscht bis heute über die Schreibweise des Namens dieser lange verkannten Orchidee: Während der International Plant Names Index, der bei den botanischen Gärten von Kew bei London geführt wird, wie auch DELFORGE, den grammatikalisch richtigen Namen Ophrys philippei benutzen, bleiben BLAIS und einige andere Autoren bei der bereits von GRENIER benutzten Schreibweise Ophrys philippi. Remy SOUCHE wählte in seinem Werk 'Les Orchidées sauvages de France' von 2004 eine dritte Schreibweise, nämlich Ophrys philippii.
 
Inhalt Hintergrund-Foto:
F Belgentier 10.5.02
10.9.05
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