left arrowball, from Animation City 1991   Orchideen mit Geschichte   right arrowball, from Animation City 1991 Ophrys mirabilis
Ophrys hayekii
 
Ophrys mirabilis, Sizilien, Provinz Ragusa 30.4.98
Ophrys mirabilis, Sizilien, Provinz
Ragusa 30.4.98

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Die Beschreibung der Ophrys mirabilis durch die französischen Botaniker Philippe GENIEZ und Frédéric MELKI in L'Orchidophile 22 (98): 161-166 war 1991 eine Überraschung, weil eine Art aus der Verwandtschaft der westmediterranen Ophrys dyris und der ostmediteranen Ophrys omegaifera in Sizilien bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt war. Gerüchte über die Existenz einer solchen Orchidee gab es zwar vorher schon, aber keine nachvollziehbaren Beweise. Sie beschrieben Ophrys mirabilis von einem Standort mit nur drei Exemplaren in der Provinz Caltanissetta. Als ich 1998 den Locus Classicus besuchte, fand ich dort fünf Exemplare vor. Das auffälligste Kennzeichen der Blüte ist, dass sie an der Basis der Lippe keine ausgeprägte Kerbe besitzt. Sie blüht relativ spät, von Ende April bis Mitte Mai. Ophrys mirabilis, Sizilien Prov. Caltanissetta 28.4.98
Ophrys mirabilis, Sizilien, Provinz
Caltanissetta (Locus Classicus)
28.4.98
Einheimischen Botanikern aus Ragusa war die Orchidee schon länger von dem im Hintergrund abgebildeten Standort mit etwa 250 Exemplaren bekannt, doch sie fand nicht die Beachtung, die sie verdiente. Nach der Beschreibung der Ophrys mirabilis durch GENIEZ und MELKI schilderten sie ihre Sicht der Dinge in einer Internet-Seite mit dem Titel Die wahre Geschichte der Ophrys mirabilis (in italienischer Sprache).
Inzwischen wurden mehrere weitere Standorte in Sizilien gefunden.
Am Djebel Bou Kornine in Tunesien war seit 1912 durch HUMBERT ein Standort derselben oder einer sehr ähnlichen Art bekannt geworden, zu dem in der Folge viele Orchideenkenner pilgerten. FLEISCHMANN nannte die Pflanze Ophrys hayekii, der Name ist allerdings invalid. HAYEK, nach dem die Pflanze benannt wurde, hatte den Fundort zuvor ebenfalls besucht. Unter dem Namen Ophrys fusca subsp. hayekii verfasste SOÓ im Jahr 1927 dann eine gültige Beschreibung. MAIRE und WEILLER kombinierten sie 1954 um in Ophrys atlantica subsp. hayekii, dasselbe tat SOÓ 1959 noch einmal. 1972 fand Dr. Helmut BAUMANN die Pflanzen noch vor. In seinem umfassenden Artikel über die Sektion Fusci-Luteae in Nordafrika, der in Die Orchidee 26 (1975): 132-139 erschien, und dem auch die eben genannten historischen Details entnommen sind, hielt er sie für die Hybride Ophrys atlantica x fusca. Inzwischen soll sie durch Änderung der Nutzung verschwunden sein. Pierre DELFORGE verfasste im Jahr 2000 in Natural.belges 81 (Orchid.13): 93-110 einen Artikel, um durch den Vergleich der Umrisse der gepressten Blüten ihre Identität mit Ophrys mirabilis nachzuweisen.
Inhalt Hintergrund-Fotos: Sizilien, Provinz Ragusa 30.4.98 10-Mar-2005
 
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